Implantierbarer cardioverter Defibrillator

Konventioneller ICD

Ein ICD besteht im Prinzip aus zwei Komponenten. Einerseits dem ICD-Gerät, das aus der Steuerung, einer Batterie und einer Elektrode besteht, und einer venösen Elektrode, die in der rechten Herzkammer verankert wird. Der ICD wird unter der Haut vor oder in dem linken Brustmuskel implantiert. Der Diagnostikteil erkennt durch permanente EKG-Ableitung behandlungsbedürftige Störungen, der Stimulationsteil löst daraufhin den Stromstoß aus. Beim Schock wird ein elektrisches Feld aufgebaut. Bei modernen Geräten kann dieses entweder zwischen der venösen Elektrode und dem Gehäuse des ICD-Geräts aufgebaut werden oder aber bei Verwendung sogenannter Dual-Coil-Elektroden zwischen zwei getrennten Spulen einer venösen Elektrode. So kann je nach individueller Anatomie das elektrische Feld mit dem Ziel optimiert werden, möglichst viel Herzmuskelgewebe im elektrischen Feld zu erfassen.

Das Gehäuse eines ICD besteht aus gewebeverträglichem Titan. Darin ist ein Mikrocomputer mit elektronischem Schaltkreis und eine langlebige Batterie eingekapselt. An der Oberseite befinden sich Anschlüsse für die Sonden (Elektroden), die in das rechte Herz geführt werden. Die Herzsignale werden ständig von Messfühlern, die sich an den Enden der Sonden befinden, an den Mikrocomputer des ICDs weitergeleitet. Werden die eintreffenden Signale vom Computerprogramm als Kammerflattern oder -flimmern identifiziert, leitet eine integrierte Defibrillationselektrode schockartige Impulse in die Herzkammer, bis sich der Herzrhythmus auf die programmierten Normwerte stabilisiert hat.

Subkutaner ICD

Während beim konventionellen ICD die Spitze der intravenösen Elektrode direkt in die Herzkammer vorgeschoben werden muss, was eine Durchleuchtung erfordert, entfällt dies bei der Einlage eines subkutanen ICDs. Dessen Elektroden werden unter der Haut in eine Region neben dem Brustbein platziert. So ist die Implantation einfacher und ohne Strahlenbelastung möglich. Auch ein vermindertes Infektionsrisiko und die fehlenden Komplikationen der transvenösen Elektroden sprechen für diese Variante.

Es sind im Vergleich zum konventionellen ICD stärkere und häufigere Stromstöße erforderlich, um die Arrhythmie des Herzens zu beenden und einen drohenden Herzstillstand zu verhindern. Es fehlt auch die Möglichkeit, antibradykarde Therapie im Sinne einer herkömmlichen Schrittmachertherapie oder antitachykarde Schrittmacherimpulse (Überstimulation einer ventrikulären Tachykardie) abzugeben, da hierfür die ins Herz führenden Elektroden notwendig wären. Trotzdem zeigten die Langzeitstudien die positiven Effekte und Vorteile dieser neuen ICD-Variante für geeignete Patienten.

In Europa sind entsprechende Geräte seit 2009 auf dem Markt. In den USA wurden sie aufgrund strengerer Zulassungsvoraussetzungen 2012 eingeführt.

Diagnostikteil

Der Diagnostikteil des Gerätes ist in der Lage, bedrohliche Rhythmusstörungen zu erkennen (Detektion) und für den überwachenden Arzt aufzuzeichnen. Hierzu existieren eine Vielzahl von Algorithmen, zum Beispiel Plötzlichkeit (onset), Stabilität (stability), QRS-Morphologie (Wavelet oder Rhythm ID), AV-Synchronität (V>A). Alle modernen Systeme haben EKG-Speicher zur Aufzeichnung der Episoden. Die Detektionsalgorithmen erkennen nahezu 100 % aller Herzkammertachykardien, die Spezifität liegt mit 80–90 % etwas niedriger. In manchen Fällen erkennt das Gerät daher fälschlicherweise Kammerflimmern, obwohl keine Rhythmusstörung vorliegt, und gibt einen sogenannten inadäquaten Schock ab. Ein solcher Schock kann auch durch einen technischen Defekt ausgelöst werden. Für den Patienten ist ein inadäquater Schock besonders unangenehm, da er sich dabei in der Regel bei vollem Bewusstsein befindet.

Therapieteil

Es sind aktuell drei Funktionen zu unterscheiden:

Schockabgabe (DC-Schock) bei erkanntem Kammerflimmern oder ineffektiver Überstimulation.
Überstimulation (ATP= antitachykardes pacing) zum Beenden stabiler ventrikulärer Tachykardien, die durch kreisende Erregungen (reentry) verursacht werden.
Normale (antibradykarde) Schrittmacherstimulation, auch als Resynchronisationstherapie bei schwerer Herzinsuffizienz mit Linksschenkelblock. (Dreikammer-ICD)